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Illustrator: Kreative F�higkeiten ausgebaut

Mit den Technologiesprüngen des Grafik- und Zeichenprogrammes Schritt halten – Illustrator CS2, Teil 2

Kreative Fähigkeiten ausgebaut

Durch die Verschmelzung der Vektoren und der Pixel gewann Illustrator mehr kreative Fähigkeiten. Damit Pixeleffekte für die Ausgabe passen, müssen Sie Auflösungsinformationen eingeben. Warum gibt es eigentlich gleiche Bezeichnungen in den Menüs Filter und Effekt?

ANDREAS BURKARD Seit Adobe Illustrator 6.0, also vor genau 10 Jahren, begann eine Verschmelzungvon Vektoren mit Pixeln. Man konnte eine Vektorgrafik über einen Menübefehl in Pixel umwandeln und dann direkt in Illustrator gewisse RGB-Photoshop-Filter anwenden. Die Be-geisterung hielt sich aber damals in Grenzen. Die Kreativen, welche solche Funktionen nutzen, kopierten die Vektorgrafik lieber gleich in Photoshop. Doch was in dieser Zeit angedacht wurde, entpuppte sich im Laufe der Zeit zu einem wahren Eldorado mit ganz neuen Möglichkeiten. Die Basis dazu wurde in Illustrator 9 mit den Effekten und der Aussehenspalette geschaffen.

Gleich und doch nicht gleich

Einige Befehle zum Ändern des Aussehens von Objekten sind sowohl im Menü «Filter» als auch im Menü «Effekt» verfügbar. So werden Sie beispielsweise den Schlagschatten im Menü «Filter» wie auch im Menü «Effekt» als Stilisierungsfilter finden. Auch in der Anwendung des Schlagschattens sehen beide gleich aus. Beide «haften» transparent und weich auslaufend an den Kanten des Objektes. Doch Filter und Effekte haben eine ganz unterschiedliche Bedeutung. Daher ist es wichtig, die Unterschiede vor der Anwendung zu kennen. Erst dann gelangen Sie sicher auf diese riesige Spielwiese.

Ein Filter ändert grundlegend

Filter ändern das zugrunde liegende Objekt. Nachdem der Filter angewendet und das Dokument geschlossen wurde, können diese Filter­anwendungen weder bearbeitet noch gelöscht werden.

Ein wichtiger Vorteil besteht aber darin, dass Sie Zugriff auf die Ankerpunkte haben. Da die Form verändert wurde, sehen Sie beispielsweise nach der Anwendung des Verzerrungsfilters «Aufrauen» die Ankerpunkte exakt dort, wo Sie diese auch vermuten. Klare Angaben über die Punkte und Pfade sind bei vielen Beschriftungs-, Stanz- und Prägetechniken eine Voraussetzung.

Die Photoshop-Filter können Sie nur anwenden, wenn Bildmaterial im RGB-Modus vorliegt. Um eine Vektorgrafik für die Photoshop-Filter aufzubereiten, können Sie den Befehl aus dem Menü In Pixelbild umwandeln einsetzen. Dort bestimmen Sie unter anderem den Farbmodus und die Auflösung.

Alternativen zum Pixelfilter

Alternativ dazu können Sie die Vektorgrafik auch direkt in Photoshop exportieren oder kopieren. Beim Exportieren ins PSD-Format werden auf Wunsch die Ebenen beibehalten. Beim Kopieren/Einfügen oder mit dem Platzierungsbefehl in Photoshop können Sie seit CS2 die Illustrator-Vektorgrafik als Smart Object in eine Photoshop-Datei einbetten. Das hat wiederum zwei grosse Vorteile:

  • Beibehaltung der Auflösungsinformationen
  • globale Änderungsmöglichkeiten

Von Photoshop zu Illustrator ist der Weg bei einer vektorbasierenden Smart-Object-Ebene auch nur einen Doppelklick entfernt. Ein Doppelklick auf eine Smart-Object-Ebene in Photoshop genügt, um die Grafik wieder in Illustrator zu öffnen. Gespeicherte Änderungen in dieser eingebetteten Illustrator-Datei werden dann automatisch in der Photoshop-Ebene aktualisiert.

Sie sehen: Durch die Smart-Object-Technologie gibt es flexiblere Wege als die direkte Verwendung von Photoshop-Filtern in Adobe Illustrator. Verwechseln Sie aber in Illustrator die Photoshop-Filter nicht mit den Photoshop-Effekten …

Ein Effekt ist ein Zustand

Das Menü «Effekt» kennt sowohl Illustrator-Effekte als auch Photoshop-Effekte.

Wenn Sie Effekte auf ein Objekt anwenden, können Sie über die Palette «Aussehen» die Eigenschaften des Effekts weiterhin verändern oder den Effekt löschen. Der Effekt ist also in der Palette «Aussehen» festgehalten. Er «klebt» gewissermassen auf dem Objekt.

Das Faszinierende ist nun aber, dass Sie auch alle Photoshop-Effekte direkt auf Vektorobjekte anwenden können. Wenn Sie für gewisse Arbeiten eine Weichzeichnung oder bestimmte Kunst- und Zeichnungsfilter einsetzen möchten, haben Sie mit den Raster­effekten die passenden Werkzeuge. Eine Vektorgrafik kann dadurch auch «weich» aussehen oder eine bestimmte Struktur aufweisen. Einzige Einschränkung: Um alle Photoshop-Effekte zu nutzen, muss der Dokumentfarbmodus in RBG vorliegen!

Die Auflösung mit auf die Reise geben …

Effekte sind «lebendig». Egal, ob Effekte vektor- oder pixelbasierend sind. Ein Pixeleffekt ist beispielsweise der Illustrator-Effekt «Schlagschatten» aus der Kategorie «Stilisierungsfilter».

Die Pixeleffekte unterliegen aber den Dokument-Rastereffekt-Einstellungen. Die Einstellungen gelten nur für folgende Effekte:

  • Illustrator-Effekte «Stilisierungsfilter»
  • Illustrator-Effekte «SVG-Filter»
  • sämtliche Photoshop-Effekte

Die wichtigste Einstellung im Fenster «Dokument-Rastereffekt-Einstellungen» ist wohl die Auflösung. Bei einer Auflösungsänderung wird jeder einzelne Rastereffekt neu berechnet.

Sie sollten die Rastereffektwerte also unbedingt überprüfen. Eine Bildschirmauflösung sieht bei einer Broschüre bekanntlich nicht sehr toll aus. Gut nachvollziehbar ist auch, dass Illustrator träge wird, wenn das Programm die Effekte stets mit 600 ppi oder mehr berechnen muss. Verständlich auch, dass Illustrator-Dateien mit Rastereffekten einiges mehr an Grösse aufweisen als «gefilterte» Dokumente. Sie müssen diese Auflösungswerte nach der Ausgabe richten.

Effekte übereinander legen

Das Menü der Palette «Aussehen» beherbergt wichtige Befehle. Mit «Neue Fläche hinzufügen» oder «Neue Kontur hinzufügen» bekommen Sie die Möglichkeit, Effekte zu schichten. Jede neu hinzugefügte Fläche kann wiederum Farben und Effekte aufnehmen. Um die darunterliegenden Objekte zu sehen, können Sie der entsprechenden «Effektebene» eine Transparenz hinzufügen oder die Füllmethode ändern (Palette «Transparenz»).

Um alle Aussehensattribute einschliesslich aller Flächen und Konturen zu entfernen, wählen Sie im Palettenmenü «Aussehen löschen».

Der Befehl «Auf Grundform reduzieren» aus dem Palettenmenü entfernt alle Aussehensattribute mit Ausnahme der Fläche und der Kontur. Damit erhalten Sie sozusagen wieder den ursprünglichen Zustand der Zeichnung. Die ursprünglichen Flächen- und Konturfarben der Zeichnung bleiben erhalten.

Eine kleine Übung hilft, die Überlagerungen in der Palette «Aussehen» besser zu verstehen:

  • Ziehen Sie eine Linie ohne Flächenfüllung mit einer schwarzen, 30 Punkt starken Kontur.

Wenn Sie nun die Palette «Aussehen» betrachten, sehen Sie, dass die Linie dort festgehalten wird.

  • Wählen Sie nun aus dem Palettenmenü der Palette «Aussehen» den Befehl «Neue Kontur hinzufügen».
  • Ändern Sie die Stärke auf 28 Punkt und die Konturfarbe auf Weiss.

Links und rechts der weissen Kontur kommt nun mit genau einem Punkt Stärke die darunterliegende schwarze Kontur zum Vorschein.

  • Wiederholen Sie den Vorgang «Neue Kontur hinzufügen» und machen Sie die neue Kontur einen Punkt stark und schwarz.
  • Klicken Sie in der Palette «Konturen» auf «Gestrichelte Linie» und bestimmen Sie für Strich und Lücke beispielsweise je 3 Punkt.

Auf diesem Aussehen haften nun drei Konturen, mit welchen Sie eine Strasse zeichnen können.

Aussehen anwenden und speichern

Die kleine Miniaturdarstellung in der linken oberen Ecke der Palette «Aussehen» ermöglicht Ihnen, das Aussehen auf ein Objekt mit Drag&Drop zu übertragen. Wenn Sie ein Aussehen speichern möchten, ziehen Sie die Miniaturdarstellung ganz einfach in die Palette «Grafikstile».